Den Wind im Gesicht, den Sand unter den Füssen spüren. Mit einheimischen Guides ins Gespräch kommen, den Köchen bei ihrer Arbeit zuschauen. Besondere Menschen treffen, zur Ruhe kommen. All das passiert auf den liebevoll konzipierten Reisen von Weltweitwandern.
„Julee!“ begrüsst Frau Diski fröhlich die Gruppe. Bei ihr und ihrem Mann Riksey in der ladakhischen Hauptstadt Leh sind wir eingeladen, die Entstehung der Mokmoks zu verfolgen: Die Teigtaschen mit Gemüsefüllung sind landauf, landab verbreitet. Wer mag, kann auch selbst mithelfen. Bei Frau Diskit fühlt man sich aufgenommen wie in einer Familie. Und das kann man besonders in den ersten Tagen in Ladakh gut gebrauchen: Leh befindet sich auf 3.500 Metern. Daran muss man sich erst mal ein paar Tage gewöhnen. Und die von Bergen umringte ehemalige Hauptstadt des Königreichs ist nicht gerade ein Hort buddhistischer Ruhe.
Vom Flughafen an ist unser Guide Sasi dabei, der diesmal die Tour begleitet. Als Bauernbub in den ladakhischen Bergen aufgewachsen, wurde er später Optiker und arbeitete in einem Krankenhaus. Schon auf dem Weg in die Altstadt erklärt er uns die vermeintlich unvereinbaren Dinge, die hier unbeschwert nebeneinander existieren: Mönche auf Mopeds, Moscheen neben buddhistischen Klöstern. Internetcafés auf einem Platz mit Brunnen, von dem sich auch heute noch die meisten Bewohner ihr Trinkwasser nach Hause holen, da fliessendes Wasser nicht selbstverständlich ist.
Mönche auf Mopeds, Moscheen neben buddhistischen Klöstern.
Auf dem Bazar tauchen wir ein in ein Gewusel aus Marktfrauen, Tagelöhnern, streunenden Hunden, frei laufenden Kühen und hupenden Jeeps. Dank Sasi kommen wir immer wieder in Kontakt
mit den Ladakhis: Mal hockt er sich zu einem Bettler, dann beruhigt er eine besorgte alte Frau, und zwischendurch scherzt er mit einem Kind. Sasi wird uns auf der gesamten Reise begleiten: zu entlegenen Klöstern und Mönchen in roten Roben, zur Mondlandschaft von Lamayuru. Und zum Pangong-See, dessen grösster Teil bereits auf tibetischem Boden liegt.
Einheimische Partner, faire Bezahlung
Die nordindische Himalaya-Region Ladakh, auch „Klein-Tibet“ genannt, ist eine der Regionen, auf die sich der österreichische Reiseveranstalter Weltweitwandern (WWW) spezialisiert hat. Dessen Philosophie: Möglichst persönliche Reisen mit liebevollen Details und in kleinen Gruppen. Dazu arbeitet WWW so viel wie möglich mit einheimischen Guides, Hotelbetreiberinnen, Wirten zusammen, die fair bezahlt werden. So bekommen die Kundinnen und Kunden weit mehr von dem bereisten Land mit: Eine Führung durch ein ladakhisches Kloster ist hundert Mal aufregender, wenn man von einem ehemaligen Novizen geführt wird, wie dies bei Guide Tsewang der Fall ist. Ausserdem bleibt auf diese Art die Wertschöpfung in der Region.
Weltweites Netzwerk
Über die Jahre hat sich das Unternehmen rund um den Globus ein Netzwerk aus Guides, Trägern und Köchen aufgebaut. Auch Bauern- und Nomadenfamilien, Künstlerinnen, Lehrer und Manufakturbetreiber zählen dazu und empfangen die Reisegruppen: in einer Jurte in der mongolischen Wüste, auf einer albanischen Alm, in Marrakesch und im kolumbianischen Regenwald. So sind im Lauf der Jahre sorgfältig konzipierte Reisen entstanden, die viele persönliche Begegnungen ermöglichen. Oft auch in privaten Heimstätten, mal auch bei der Oma des Maultierführers. Zu den wichtigsten Regionen der Grazer Wanderspezialisten gehören seit Beginn Ladakh, Marokko, Nepal und Südamerika. In den letzten Jahren hat WWW aber auch das Angebot an Reisen in Europa verdichtet, von Madeira bis Israel, von Albanien bis Schweden können die Gäste inzwischen wandern und zwischendurch baden, Kajak fahren oder Wale beobachten. Elf Reisen führen auch auf die Britischen Inseln, eine davon nach Schottland.
Der Grundstein: Bildungsprojekt im Himalaya
Den Grundstein von Weltweitwandern legt sein Gründer Christian Hlade im Jahr 2000. Seit er 16 Jahre alt war, hat er weite Trekkingreisen unternommen; für seine Diplomarbeit hat er eine Solarschule für das Himalaya-Dorf Lingshed in Ladakh geplant. Jetzt zieht der nunmehrige Architekt für ein Jahr dorthin, um die Schule wirklich zu bauen. Gleichzeitig organisiert er die ersten
Weltweitwandern-Reisen nach Marokko und Ladakh. Am Anfang der Unternehmensgeschichte steht also ein soziales Projekt. Später sollen noch weitere dazukommen, darunter eine Schule in Marokko und ein Waisenhaus in Nepal.
Partnerschaft mit Lahoucine in Marokko
Von da an baut Hlade auch in anderen Ländern Netzwerke mit lokalen Partnern auf. In Marokko bemerkt er, wie angetan die Gäste von Bergführer Lahoucine sind. Der redet nicht viel, aber allein die Selbstverständlichkeit, mit der er in der Wüste unterwegs ist, wie er singt und die Kamele füttert, erzählt den Leuten etwas über das Land. Auch seinen trockenen Humor mögen sie: „Lahoucine, wie lange gehen wir noch bis zum Camp?“ „Mmmmh“, überlegt er: „Eine kleine Stunde.“ Die gemeinsame „Jungfernreise“ wird auch für Lahoucine der Startschuss seiner Reiseagentur. Von nun an feilt er gemeinsam mit Hlade an immer neuen, immer persönlicheren Touren. Konzepte wie das Wüstentrekking gemeinsam mit Nomadenfamilien oder die Reise für Frauen zu Frauen aus Marrakesch oder im Hohen Atlas entstehen.
Vom Spaziergang bis zur Gipfelbesteigung
Die Bandbreite der Angebote ist gross: Sie reicht von Spaziergangreisen mit Übernachtung in gemütlichen Hotels bis zu harten Zelttouren für erfahrene, trittsichere Berggeher. Mit der Kernkompetenz Wandern trifft Hlade einen Nerv. Viele Menschen suchen Ruhe und Entschleunigung; viele wollen ausserdem das Abenteuer – und wenn dieses schon gut organisiert und sicher ist: gern! „Beim Wandern“, sagt Hlade, „fallen alle Alltagsroutinen und Konsummöglichkeiten weg. Auf einmal hat man unglaublich viel Zeit, man bekommt wieder einen Blick für’s Wesentliche.“
Ausserdem kommt man seiner Umgebung so viel näher: Da geht eine Gruppe etwa eine Landstrasse entlang zum nächsten Dorf, und plötzlich teilt eine Gruppe Maasai den Weg.
„Crossing Cultures“ zwischen Atlas, Alpen und Himalaya
Im Lauf der Jahre wird Hlade zunehmend die Weiterbildung seiner Partnerinnen und Guides ein Anliegen. Er veranstaltet Sprachkurse vor Ort, wo die Teilnehmer Essens-Vokabeln stucken und Klosterführungen durchspielen. Im Jahr 2006 lädt Weltweitwandern erstmals Guides aus aller Welt nach Österreich ein. Für manche ist es die erste Reise ihres Lebens; erstmals tauschen sie die
Rollen: Plötzlich finden sie sich in einem Land, dessen Sprache und Gepflogenheiten sie nicht kennen. Sie lernen den Alltag der Menschen kennen, die sonst ihre Gäste sind, sie sehen sie bei der Arbeit. Im Kärntner Lesachtal gehen sie Hüttenwirten zur Hand, in Graz besuchen sie Deutschkurse. „So können unsere Mitarbeiter einmal selbst Touristen in einer fremden Kultur sein“, erklärt
WWW-Chef Hlade. „Ausserdem sollen sie ja zwischen den Kulturen vermitteln. Das können sie aber nur, wenn sie beide Seiten kennen.“ Auch die ladakhischen Guides Sasi und Tsewang kommen nach Österreich. Hier sehen sie zum ersten Mal, wie uhrenversessen die Leute im Westen sind; jetzt verstehen sie, warum viele ihrer Gäste es mit der Pünktlichkeit so genau nehmen.
15 Auszeichnungen in 15 Jahren
Heuer, zum 15. Firmenjubiläum, steht WWW auf festen Beinen: Im Katalog stehen aktuell 187 Reisen in 57 Länder. Rund 500 Guides, Köchinnen und Helfer arbeiten pro Jahr für die Grazer Veranstalter. 400 Reisegruppen sindim Vorjahr losgezogen, unter den Gästen waren zuletzt fünf Prozent Schweizer. 15 Auszeichnungen hat Weltweitwandern bisher erhalten, darunter den Österreichischen Staatspreis für Tourismus und fünf Mal die Goldene Palme von GEO Saison. Für das Wachstum zeichnen auch stetige Neuerungen verantwortlich: So bietet WWW seit einigen Jahren Familien-Wanderreisen etwa mit eigenen Mauleseln für jedes Kind und seit neuestem auch Foto-Wanderreisen, die von erfahrenen Fotografen begleitet werden.
Trend: Islands and Highlands
Immer mehr Touren führen neuerdings auch auf die Britischen Inseln. Zu den beliebtesten zählt „Irlands rauer Westen“. Da wird zu den berühmtesten Klippen des Eilands, den Cliffs of Moher,
gewandert, und auf die Aran Islands übergesetzt, den „Inseln der schweigenden Steine“: Der Wind bläst einen dort fast auf den Atlantik raus. „Das Essen ist entgegen dem Klischee ausgezeichnet“,
sagt WWW-Mitarbeiter Robert Wolf, „die Unterkünfte sind familiär.“ Kleine, persönliche Gästehäuser und Hotels, mal mit angeschlossenem Pub, mal als altes Herrenhaus inmitten eines grosszügigen Parks, das zeichnet alle der angebotenen Reisen nach England, Wales, Schottland und Irland aus. Mit Besonderheiten warten auch sie auf: Bei „Englands Süden“ wird das Sommerhaus von Agatha Christie besucht, auf der Insel Jersey führt Judith Quérée durch ihren Privatgarten, einen der schönsten der Insel.
Vom Ben Nevis zum Loch Ness
Eine gemütliche Wanderreise ist jene zu den „Schottischen Highlands“. Die Berge wirken höher, als sie sind, die Landschaft scheint endlos weit. Oft gehen wir ganz allein in den abgelegenen Highlands mit ihren stillen Seen, nur Hirsche und Raubvögel in unserer Nähe. Im Sommer wandern Lachse die wilden
Flüsse hinauf zu ihren Laichplätzen.
Unser Guide führt uns auf den Ben Nevis, den höchsten Berg. Eine anstrengende Tour, geht es doch von nahezu Meeresniveau auf 1.344 Meter. Nach einem Spaziergang über die mit Brücken
verbundenen Inseln im Fluss Ness schauen wir in einer Kiltschneiderei zu, wie die Tracht der nationalbewussten Schotten genäht wird. Dann steigen wir zu den Wasserfällen von Foyers auf, die bei einer Klamm in den berühmten Loch Ness hinabstürzen. Das dort hausende Ungeheuer soll schon im Jahr 565 erstmals gesichtet worden sein.
An den Bergflanken des Loch Linnhe steigen wir nach oben – und mit jedem Meter erweitert sich die Kulisse: die rauen Highlands auf der einen Seite, die Fjords und Inseln auf der anderen. Ganz in der Nähe, in Glencoe, wohnen wir für mehrere Tage. Unser Hotel im hübschen Weiler Ballachulish ist ein ehemaliger Bischofssitz. Direkt von hier können wir uns in wenigen Gehminuten in die Wälder schlagen, und der Guide rät uns, ins Dorfpub zu schauen: Das ist auch nur einen Spaziergang entfernt.
Weitere Infos über Weltweitwandern:
www.weltweitwandern.com
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