Stille in majestätischer, rauer Landschaft, Wildlife, Whiskydestillerien, Prachtbauten des Adels und der Industriebarone sowie lebhafte, freundliche Städte. Im Verlauf von nur einer Woche können Sie auf dieser geführten Wanderreise nach Edinburgh, Glasgow und Arran vieles von dem kennenlernen, was Schottland so besonders macht.
Nach nur einer Stunde Fahrt vom Flughafen Edinburgh erreichen wir die Nordsee. Dunbar ist ein ruhiges Hafenstädtchen mit typisch schottischer Lebensart und Lebenstempo trotz seiner Nähe zum quirligen, von Touristen aus aller Welt besuchten Edinburgh. In Dunbars kleinen, familiengeführten Hotels erlebt der Reisende herzliche schottische Gastfreundschaft. Der Fischerhafen, dessen Einfahrt im Mittelalter von der Burg auf dem Hügel darüber bewacht wurde, der felsige Naturstrand, die bunten Ladenzeilen der kleinen Geschäfte sowie einige urige Pubs sind jeweils nicht weiter als 20 Minuten zu Fuss von einander entfernt – ideal für einen Erkundungsspaziergang am Nachmittag des Anreisetages. Die salzige Meeresluft macht Appetit auf das herzhafte Abendessen.
Nach dem ersten schottischen Frühstück fahren wir, wie viele Einheimische auch, mit dem Zug in ca. 25 Minuten ins Herz der City of Edinburgh. Schottlands Hauptstadt, gelegen auf erloschenen Vulkanen, ist ein einziges Freilichtmuseum: Hoch auf einem Felssporn über der heutigen Stadt erhebt sich Edinburgh Castle, errichtet im 12. Jahrhundert war es der Nukleus der Stadt. Eine Unzahl von Gebäuden aus allen Epochen ist erhalten, weshalb die Innenstadt als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde. Hin und wieder hallen die Klänge von Dudelsäcken durch die alten Strassenzüge. Es gibt viele interessante Museen, oftmals eintrittsfrei, Restaurants, Bars und Pubs aller Couleur von traditionell bis trendy sowie eine starke freie Theater- und Kunstszene. Jeden Sommer findet hier das grösste Kunstfestival der Welt statt.
Das Meer glitzert durch die Häuserreihen der verwitternden Sandsteinbauten.
Die Wanderer unter uns lockt Arthur’s Seat. Der 251 m hohe Hausberg bietet einen Blick auf die Hügelketten, die Edinburgh auf drei Seiten umgeben und die an vielen Stellen weit von Nordseefjorden eingeschnitten sind. Das Meer glitzert durch die Häuserreihen der verwitternden Sandsteinbauten, die wie alte knorrige Bäume wirken, so gut passen sie sich ein in die Landschaft von grünen Bergen, graugrünem Meer und dem weiten Himmel mit dem ewig wechselnden Wolkenspiel. Auf dem Weg zum Atlantik machen wir eine Stippvisite in Glasgow. Ist Edinburgh eine Stadt der Altertümer, so ist Glasgow eine Stadt der Moderne, geprägt von der und prägend für die Industrialisierung: Noch bis vor 100 Jahren war Glasgow durch Schiffbau, Schwerindustrie und Reedereien nach London die wichtigste und wohlhabendste Stadt in Grossbritannien. Der Jugendstil wurde hier massgeblich entwickelt. Industriemagnaten errichteten zahlreiche Prachtbauten, von denen viele aufwendig restauriert wurden, und häuften Kunstschätze an, die in spannend gestalteten Museen zu sehen sind. Im botanischen Garten ist eines der grössten Glashäuser des 19.
Jahrhunderts noch in Betrieb. Viele Sehenswürdigkeiten sind innerhalb von 30 Minuten erlaufbar. Die grösste Stadt Schottlands und drittgrösste des Vereinigten Königreichs ist gastronomisch
sehr lebendig, ihre vibrierende Kulturlandschaft ist geprägt von freien Theatern und vielen Bands der Independent Musik-Szene.
Von Glasgow aus brauchen wir zum Hafen Ardrossan ca. eine Stunde. Die halbstündige Fährfahrt ist aufgrund der geschützten Lage von Arran im Clydefjord ruhig. Angekommen, nehmen wir die eine der beiden Strassen der Insel durch ihre bergige Mitte zum 600-Seelen-Weiler Blackwaterfoot an der Westküste. Das einzige Hotel am Ort ist entspannt, freundlich und gleichsam zeitenthoben wie die ganze Insel. Es beherbergt auch den Dorfpub, in dem sich ungezwungen Gespräche mit Einheimischen ergeben. An diesem Ort ist das Rauschen des Meeres meist das lauteste Geräusch. Arran wird als „Miniatur-Schottland“ bezeichnet, weil es auf 430 km2 alle Landschaftsformen Schottlands beherbergt – fruchtbares Farmland der „Lowlands“, Wälder, Hochmoore
und Gebirgsregionen, die unerschlossen von Strassen sind; und natürlich Küsten in all ihren Formen, darunter sogar Küstenabschnitte mit hexagonal geformten Basaltsäulen. Wenig zersiedelt und kaum von Strassen erschlossen (eine durch die Mitte, eine drumherum), gibt es viel Natur und Wildlife wie Hirsche, Adler, Robben und Seevögel. Regelmässig werden vor der Küste Delfine gesichtet und hin und wieder Wale.
Das Wasser der Berge, die wir gerade durchquert haben, zählt zum besten und saubersten Schottlands – perfekte Bedingungen für eine Whiskydestillerie.
Das Herausragende am Wandern auf Arran ist, dass das Erlebnis am Meer zu sein mit dem in den Highlands zu sein, verbunden werden kann. So gelangen wir auf einer unserer Wanderungen nur wenige hundert Höhenmeter aufwärts und wenige Kilometer von der Ostküste entfernt in ein Hochland, in dem wir vergessen, dass wir auf einer Insel sind. Durch ein Gebirgstal, an Wildwassern und Wasserfällen entlang, führt der Pfad durch die höchsten Berge der Insel, die viel höher wirken als ca. 900 Meter zunächst suggerieren – weil sie von Meereshöhe aus ansteigen. Steinadler nisten hier oben und am Ziel der Wanderung im Weiler Lochranza an der Westküste läuft das Rotwild durchs Dorf. Das Wasser der Berge, die wir gerade durchquert haben, zählt zum besten und saubersten Schottlands – perfekte Bedingungen für eine Whiskydestillerie, die nach über 160 Jahren Unterbrechung 1995 in Lochranza wieder eröffnet wurde. Ihr erster Single Malt wurde vom Schauspieler Ewan McGregor verkostet.
Kulinarisch erstaunt das Eiland: Neben Hummer, geräuchertem Lachs, frischem Fisch und Meeresfrüchten lockt die Inselküche mit Wild, Käse, salzigem Hafergebäck und natürlich mit Bier und Whisky, denn obschon nur 5000 Menschen permanent auf Arran leben, gibt es eine Brauerei und die erwähnte Destillerie.
Bemerkenswert ist auch die wissenschaftliche Bedeutung der Insel: Arran gehört zu den ältesten Landmassen der Erde. Hier begann die moderne Geologie, als Forscher die Oberflächenformen der Insel erkundeten, z.B. die Basaltklippen, die sich hebenden Küsten oder Huttons Diskordanz. Paläontologisch ist Arran nicht minder wichtig: Einige der ältesten „Fussabdrücke“ von Dinosauriern wurden hier entdeckt, auf die der aufmerksame Wanderer mit Glück stösst. Den Robben jedoch sind die berühmten Felsen mit den Spuren der paläontologischen Vorfahren als Sonnenliege vollauf genug.
Natürlich begegnen wir beim Wandern Zeugnissen der menschlichen Besiedlung, so auch die gut erhaltenen Steinkreise aus der Bronzezeit am Rande des Machrie Moores und die Höhlen an der Westküste, unter denen einige frühchristliche Wandmalereien aufweisen und von denen eine dem schottischen König Robert de Bruce 1306 nach einer verlorenen Schlacht als Zuflucht gedient haben soll. Auch in der Neuzeit wurde Arrans Abgeschiedenheit bei dennoch guter Erreichbarkeit aus der „Zivilisation“ geschätzt, so vom britischen Hochadel: Vom 15. –17. Jahrhundert war Brodick Castle zunächst Stammsitz der Herzöge von Hamilton, die stets in enger Verwandtschaft zur Krone standen. Seit dem 18. Jahrhundert wurde es Jagd- und Feriendomizil. Es war Schauplatz illustrer Parties, die ganz und gar nicht den strengen viktorianischen Moralvorstellungen entsprachen. 1957 ist es komplett eingerichtet und erhalten dem National Trust for Scotland geschenkt worden: Es sind Gemälde, Mobiliar, Porzellan, Geschirr, und Zierrat aus verschiedenen Jahrhunderten an ihren Originalstandorten zu sehen, darunter nicht wenige exzentrische Stücke aus dem Besitz einer der reichsten und einflussreichsten Familien des Landes. Brodicks ausgedehnter Park mit Walled Garden und einer Rhododendren-Sammlung, die zu den umfangreichsten im UK zählt, verlockt zu einem langen Spaziergang. Klar gibt es auch ein charmantes Café mit gutem englischem Tee, selbstgebackenen Kuchen und leckeren Sandwiches. Und die Aussicht in den Garten und vom Garten auf das Meer und den höchsten Berg ist herr(schaft)lich. Der 874 m hohe Goatfell kann direkt vom Castle aus erwandert werden. Der Blick von oben ist an klaren Tagen umwerfend: Er reicht über die zerklüftete Fjordlandschaft der schottischen Westküste über die bergigen Inneren und Äusseren Hebriden bis Irland und zu den Highlands – Meer und Berge in endlosem Wechselspiel. Wer es ruhiger mag, kann unterhalb des Castles am Strand oder im Wald spazieren gehen oder das charmant improvisierte Heimatmuseum, die exzellente Käserei und die kleine lokale Arran Brewery besichtigen.
Als wir auf Arran ankamen, hätten wir nicht gedacht, dass so viel Schottland in der kleinen Insel steckt. Arran ist einer der Orte der Welt, die mit ihren schönen Seiten nicht prahlen. Auf jeweils kleinen Reisen wollen sie entdeckt werden. Auf der Fähre zurück denken wir mit Blick auf Arrans „Skyline“ an die schönen und unerwarteten Orte, die wir in und hinter diesen Bergen entdeckt haben.
Wer intensiver Schottlands Weite erwandern möchte, dem empfehlen wir die Reise „Highlights der Highlands“ des Veranstalters Boundless, die Sie auf etwas längeren Wanderungen in den touristisch wenig erschlossenen, wilden Nordwesten der Highlands sowie in die Region Glen Coe und ins Ben Nevis Massiv führt. Wer die Mischung aus Wanderungen und Besichtigungen räumlich wie zeitlich ausgedehnter geniessen möchte, dem empfehlen wir die Reise „Best of Scotland“, die Klassiker wie Loch Ness, Glencoe, Ben Nevis, Stirling Castle, Whiskydestillerien und Edinburgh mit Insidertipps kombiniert.
Ausserdem bietet Boundless als Spezialist für Wander- und Wanderstudienreisen in Grossbritannien kenntnisreich ausgearbeitete Reisen in Cornwall, in Devon und Somerset, am Hadrianswall, im Lake District, in Wales und auf den Kanalinseln an.
Buchung und Informationen:
Inh: J.-M. Paris
Kuglerstrasse 81
D-10439 Berlin
Tel 030-53 210 565
mail@boundless-reisen.de
www.boundless-reisen.de
Diese Reise können Sie direkt bei Boundless buchen oder über Ihr Reisebüro.
Text: Marcus Paris