Südtirol – Wandern, von einem Kraftort zum andern

Qual der Wahl! Die Wander- und Erholungsmöglichkeiten im Südtirol sind fast endlos. Österreichische Bodenständigkeit vereint sich mit italienischem Flair. Und gewagte Zungen behaupten, Südtirols Natur sei ein einziger Kraftort. Kühne Behauptung? Hier finden Sie Impressionen und Tipps.

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Der mediterrane Sommer ist angenehm warm. Und im Herbst lockt die schier endlose Fernsicht in die Höhe. Südtirol! Das ist die deutschspachige Provinz ganz im Norden von Italien, eingebettet in die Südseite der Alpen. Hier kann man gemütlich von Hütte zu Hütte pilgern, die Waalwege im Vinschgau und rund um Meran erkunden, oder aber anspruchsvolle Höhenwege und Hochtouren in der Texelgruppe oder im Tauferer Ahrntal anpacken.

Eine Gebirgsgruppe aber ragt heraus – buchstäblich. Überwältigend. Schroff. Sagenumwoben. Die Dolomiten. Die wunderschönen Wanderwege und Gebirgszinnen aus versteinerten Korallenriffen sind für Bergsteiger und Kletterer ein Traum. Unzählige Touren – von der gemütlichen Hüttenwanderung bis hin zur herausfordernden Kletterei auf bizarre Felstürme – erwarten die Reisenden.

Menhire in den Alpen

Als Wahrzeichen der Dolomiten gelten die Drei Zinnen. Der markante Gebirgsstock in den Sextner Dolomiten zählt seit der Erstbesteigung der Grossen Zinne 1869 bei Kletterern zu den begehrtesten Gipfelzielen der Alpen. Ihre leichte Erreichbarkeit macht die Drei Zinnen zum besonderen Anziehungspunkt. Die Ansicht der steilen Nordwände gehört zu den bekanntesten Landschaftsbildern der Alpen. Wie Menhire recken sich die gigantischen Felstürme dem Himmel zu.

Menhire? Das sind die mystischen, teils tonnenschweren Steinstelen, welche keltische und vorkeltische Völker aufrichteten, als astronomische und astrologische Kalender, aber auch als «Antennen», um «Himmel und Erde zu verbinden». Im Südtirol findet sich eine ganze Anzahl solch sagenumwobener Menhire oder Schalensteine.

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«Stonehenge» von Südtirol

Als «Südtirols Stonehenge» werden gerne die «Stoanernen Mandln» im Sarntal bezeichnet. Was hat es auf sich mit den scheinbar willkürlich arrangierten rätselhaften «Steinernen Männchen» auf der Hohen Reisch im Sarntal? Felsgravuren deuten darauf hin, dass die übermannshohen Figuren bereits von den Kelten errichtet wurden. Bei den «Stoanernen Mandln» handelt es sich wohl um den bedeutendsten Kraftplatz Südtirols. In einer der ursprünglichsten Ecken des Landes gelegen, haben Wanderer vom geheimnisumwitterten Almrücken Fernsicht bis zu den Dolomiten. Rund um die Hohe Reisch gibt es insgesamt 23 Urlaubs-Bauernhöfe der Marke Roter Hahn (www.roterhahn.it), von denen zahlreiche Wandertouren zu den «Steinmännern» führen.

Ein Menhir und Schalenstein mit 55 Schälchen findet sich in St. Verena am Ritten Der Schalenstein liegt rund 50 Meter unterhalb der Kirche St. Verena am Nordosthang des Hügels, auf schmalem Steig von der Kirche erreichbar. Gar 61 Schalen zählt der Hexenstein von Terenten im Pustertal. Er ist über einen Güterweg ins Winnebachtal erreichbar und liegt hart am Weg, ungefähr 30 Gehminuten vor Erreichen der Alpwirtschaft. Zahlreiche weitere Standorte von Schalensteinen, Kreuzsteinen, Menhiren, Steinkreisen, Kultplätzen, Kultfelsen, Hexentanzplätzen, Quellheiligtümern und vielem mehr finden sich unter www.kraftort.org (Südtirol/Italien anklicken).

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Älteste Nadelbäume Europas

Kraftorte besonderer Natur sind auch alte, mächtige Bäume. Zum Beispiel die drei Ultner Urlärchen. Sie stehen auf 1430 Metern Meereshöhe bei St. Gertraud am Rande eines Bannwaldes. Mit einem Alter von über 2000 Jahren gelten sie als die ältesten Nadelbäume Europas. Die beiden mächtigsten Lärchen (Stammumfang 7 bzw. 8,3 Meter) haben ihre Wipfel durch Blitzeinschlag eingebüsst. Die dritte Lärche barst schon vor Generationen in sechs Metern Höhe. Ein Nebenast hat daraufhin die Wipfelrolle übernommen. Noch immer treibt auch dieser Baumtorso jedes Jahr frisches Grün und hat schon wieder über 22 Meter Höhe erreicht.

Alte Bäume sind ein wahrer Mikrokosmos. In den Baumhöhlen finden Spechte, Eulen, Marder und Fledermäuse Unterschlupf. Im Volksmund werden die Urlärchen deshalb «Fledermauslarch» genannt.

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Gärten der Einkehr

Als Kraftorte für Generationen stehen die Gärten. Den Garten als Raum der Inspiration haben schon die Chorherren des Klosters Neustift erkannt. Bereits im 15. Jahrhundert legten sie ihren Stiftsgarten zu Meditationszwecken an. Seit 2004 ist er gartenhistorisch wiederhergestellt. Einzigartig ist unter anderem der 110-jährige Mammutbaum – er wurde 1908 zum 60-jährigen Jubiläum der Krönung Kaiser Franz Josefs von Österreich gepflanzt.

Buchstäblich verirren kann man sich im Labyrinthgarten von Franz Graf Pfeil. Er liegt in Tscherms bei Meran, direkt an den Weinbergen seines Ansitzes Kränzel. Herzstück ist der Irrgarten: ein 1,5 Kilometer langes Spalier aus zehn verschiedenen Traubensorten, die einem im Herbst die Suche nach dem Ausweg versüssen.

Ein für Europa einzigartiges Blumenmeer sind die «Blühenden Lehmwände» mit rund 100’000 Blütenstauden in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff bei Meran. Mit Hebebühnen und an Kletterseilen gesichert, giessen und pflegen 26 Gärtner die Pflanzen. Siehe auch www.trauttmansdorff.it

Unweit davon ist der Park der Therme Meran mit rund 51’000 Quadratmetern eine der grössten privaten Gartenanlagen Europas. Zedern, Steineichen und Rosen wachsen neben Schirmpinien, Zypressen, Magnolien und Palmen. In das grüne Areal sind die 12 Aussenpools der Therme eingebettet. Siehe auch www.thermemeran.it

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Heilendes Wasser

A propos Thermen: Nebst mildem Klima und intakter Natur erfreut im Südtirol auch das warme Wasser vieler Thermalquellen die Seele. Nebst Meran liegen die bekanntesten Südtiroler Thermenregionen in Alloch, Comano, Levico, Pejo, Rabbi, Roncegno und Vetriolo zu finden. Mehr Infos: www.50plus.at/suedtirol/thermen-suedtirol.htm

Wer es mehr mit dem kalten Wasser hat, dem sei eine Wanderung zum eindrucksvollen Naturschauspiel eines Wasserfalls empfohlen. Beispielsweise zu den Reinbach-Wasserfällen in der Nähe von Sand in Taufers. Oder zum Wasserfall von Gargazon, der dem Ort seinen Namen verliehen hat. Ein Wanderweg führt am Hang des Tschögglberger Hochplateaus erst durch den Dorfkern und dann am mittelalterlichen Kröllturm vorbei. Dahinter sprudelt, weithin sichtbar, der Wasserfall. Spektakulärer ist der Partschinser Wasserfall, mit 97 Metern einer der höchsten Wasserfälle des südlichen Alpenraums. Ein gut gesicherter Steig führt zu einer Aussichtskanzel, von der man das imposante Naturschauspiel aus nächster Nähe bewundern kann. Der höchste Wasserfall Südtirols ist mit 135 Metern Fallhöhe der Fragsburger Wasserfall. Die Wassermassen stürzen über eine gewaltige Felswand in eine schmale Schlucht.

Neben Wasserfällen und Wildbächen locken auch Seen, Weiher und Bergseen. Die grössten Seen sind der berühmte Kalterersee und die nahegelegenen Montiggler Seen südlich von Bozen. Kleine Badeseen und schöne Weiher befinden sich vor allem im Mittelgebirge, darunter der Felixer Weiher auf dem Deutschnonsberg, der Narauner Weiher bei St. Hippolyth oder die Schwarze Lacke auf dem Vigiljoch.

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Vier Wander-Tipps in Kürze

-Kapellenweg in Deutschofen: Für Kulturfreunde. Die vierstündige Wanderung führt an fünf kulturellen Sehenswürdigkeiten vorbei, Höhepunkt ist der Besuch im bezaubernd gelegenen Hügelkirchlein von St. Helena mit bedeutenden gotischen Fresken.

-Planetenweg in Steinegg: In zwei bis drei Stunden kann man in Steinegg vom Merkur bis zum Pluto wandern und kommen dabei an Uranus, Venus, Jupiter und den restlichen Planeten vorbei. Der Planetenweg führt durch idyllische Wiesen, Wälder und Biotope und eröffnet ein herrliches Panorama.

-«König Laurin Schupfenwanderung»: Im Gebiet um Rosengarten und Latemar bieten zahlreiche Berghütten («Schupfen») Getränke an. Wanderwege verbinden die idyllisch in den Almwiesen verstreuten Einkehrstätten.

Sagenwanderung: Sie führt durch geheimnisvolle Wälder am Fuss der Dolomiten zu einem der schönsten Seen, dem Karersee. Im blauen Wasser spiegeln sich der grüne Wald und der kalkweisse Latemar.

Mehr Wander-Tipps unter: www.suedtirol.com

Hilfreiche Links:

www.suedtirol.info/de

www.suedtirol.com

www.suedtirol.ch

www.suedtirolerland.it

Bilder: Shutterstock

Text: Hans Peter Roth

 

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